Rückblick Pfingstexkursion der ANW-Hochschulgruppe in Rheinland-Pfalz

Das Exkursions-Highlight der ANW-Hochschulgruppe fand dieses Jahr im kommunalwaldreichen (50 % !) Bundesland Rheinland-Pfalz statt. Hier wurde der Facettenreichtum an Herausforderungen, die mit einer nachhaltigen Waldflächenerhaltung sowie der Wald-Wild-Harmonisierung verbunden sind, besonders anschaulich gemacht. Gleichzeitig wurden die Erwartungen übertreffende innovative Lösungsansätze in spannender Form und toller Atmosphäre präsentiert.  

04.06. – Hatzfeldt-Wildenburg`sche Verwaltung
In dem weithin bekannten Forstbetrieb der Hatzfeldt-Wildenburg`schen Verwaltung sorgte der Betriebsleiter Dr. Franz Straubinger am ersten Exkursionstag für einen energetisierenden Einstieg. Uns wurden ansehnliche Waldbilder mit standortsfremden Baumarten wie Küsten-, Hemmlock- und Edeltanne präsentiert, welche neben einer hohen Bestandesstabilität und Wertholzpotential noch gleichzeitig Habitate für heimische Baumhöhlenbrüter boten. Die Notwendigkeit solcher innovativen, aber nicht unumstrittenen Einbringungs-Experimente wurde durch den großflächigen multikausalen Waldflächenverlust unterstrichen, vor dem auch diese Region Deutschlands nicht verschont blieb. Besonders ein spürbarer Betriebsethos, eine innovativ-zielorientierte Bewirtschaftungspraktik und die damit verbundene Arbeitsmoral hinterließen bei uns einen nachhaltigen Eindruck. Abgerundet wurde der Aufenthalt durch einen erfolgreichen Gemeinschaftsansitz, der unseren Jungjäger:innen als Training diente.    

05.06. – Kommunalwaldrevier Himmighofen
Am zweiten Exkursionstag waren wir in der vermutlich besten All-inclusive Exkursionsunterkunft untergebracht: der Gemeindeturnhalle Gemmerich. Neben einer vorzüglichen Verpflegung boten uns ANW Försterin Anne Merg und Bürgermeister Mario Winterwerber eine spannende Exkursion in den Gemeindewald. Hier wurden die überregionalen Herausforderungen der Kommunalwaldstruktur im Bereich Jagd besonders deutlich. Es entstand der Eindruck, dass ein Kommunikationsproblem zwischen langjährigen Jagdpächtern:innen und Teilen der Waldeigentümer:innen zu bestehen scheint. So wiegen Pachtpreisgebote und inoffizielle Absprachen schwerer als nachhaltige Jagdkonzepte, was der Zukunft unseres Waldes nicht zugutekommt. Nichtsdestotrotz präsentierte uns Anne Merg verschieden erfolgreiche Waldbewirtschaftungspraktiken, die auch unter erschwerten Bedingungen einen multifunktionalen Waldumbau ermöglichen. 

06.06. – Schmitz Waldwirtschaft
Der 3. Exkursionstag wurde durch Jungförsterin Susan Nestler im Privatwaldbetreuungsrevier der Firma Schmitz Waldwirtschaft in Seibersbach im Soonwald gestaltet. Sie ist nicht nur eine Tharandter Alumni, sondern auch Mitbegründerin der Hochschulgruppe und bot den Student:innen eine erfrischend gestaltete Auszeichnungsübung in der Buche, Einblicke in den Berufsbeginn sowie einen erfolgreichen Gemeinschaftsansitz. Zudem entstand ein spannender Austausch mit dem aus dem Bereich der Landwirtschaft stammenden Waldbesitzer Herrn von Neef über exotische Ideen des Bodenschutzes, wie z.B. das Einbringen von Kompost.

07.06. – Das Q/D-Prinzip und der Hirschkäfer-Experte
Das in Rheinland-Pfalz von Wilhelm entwickelte Qualifizierungs-Dimensionierungs-Prinzip wurde uns an diesem Tag von Waldbautrainer Manfred an treffenden Beispielsflächen vermittelt. Im Zuge eines anregenden Austauschs wurde das Konzept zunächst vor dem Hintergrund eines nachhaltigen multifunktionalen Waldumbaus diskutiert. Eine reine Q/D-Buchen-Fläche beeindruckte mit sehr hohen Durchmesserzuwächsen und präsentierte gleichzeitig aber auch einen risikobehafteten Schematismus im forstlichen Vorgehen. Spannend war zum Abschluss ein Vogelbeeren-Birken-Bestand, bei dem das Q/D-Prinzip auch auf die Vogelbeeren angewendet wurde und deren oft vergessenes Zuwachs- und Wertpotential offenbarte.

Um innerhalb der Exkursionsthemen für Diversität zu sorgen, besuchten wir am Nachmittag noch Dr. Markus Rink in Alf, seines Zeichens deutschlandweit bekannter Hirschkäferexperte und praktizierender Umweltpädagoge. Im Garten der Familie Rink wurden uns bei Kaffee und Kuchen praxisrelevante Informationen zu diesem unschädlichen sechsbeinigen Klimawandelprofiteur vermittelt. Beispielsweise kann dieser durch das Angebot von eingegrabenen und weißfaulenden Tothölzern wie Buche, Kirsche oder Eiche potenziell sogar im heimischen Garten angesiedelt werden. Für weitere Informationen, oder um bei einer Hirschkäfersichtung das deutschlandweite Hirschkäfer-Monitoringprojekt zu unterstützen, empfiehlt sich ein Besuch der Website http://www.hirschkaefer-suche.de .

08.06. – Landeswaldrevier Hochpochten-Masburg
Im Revier Hochpochten-Masburg stellte uns ANW Förster Michael Fohl die erfolgreiche Kombination des Q/D-Prinzips mit heterogenen Bestandesstrukturen vor. So boten sich uns nicht nur massiv dimensionierte Kirschen-, Buche- und Eichenwerthölzer, sondern auch lehrbuchreife Nachwuchskegel. Gleichzeitig diente die Exkursion als hilfreicher Austausch mit Rheinlandpfälzer Anwärter:innen. Als besonders spannenden Eindruck wurden die Jungwuchspflegeergebnisse einer ehemaligen Windwurffläche wahrgenommen. Der hier vorgefundene Baumartenreichtum sowie die auffällig guten Qualitäten ließen einen wunderbaren Wald der Zukunft erahnen und gaben Hoffnung, dass mit etwas waldbaulichem Geschick auch auf ,,Reset-Kalamitätsflächen“ eine multifunktionale Forstwirtschaft umsetzbar ist.

09.08. & 10.06. – Pro Jagdkonzept
Den Abschluss der großräumigen Bildungsreise bildete die zweitägige Vorstellung der Firma Pro Jagdkonzept in Vorderwiedental im Pfälzerwald. Der Geschäftsleiter Uli Osterheld gab uns dabei informative Einblicke in den Betrieb mit unkonventionellem Geschäftsmodell. Folglich ist das Unternehmen deutschlandweiter Vorreiter, was das Angebot einer waldbauorientierten Jagd als Dienstleistung angeht. Die aufgestellten Kriterien und Indikatoren, wie die Mindestbaumartenzahl in Abhängigkeit zur Standortsgüte oder das umfänglich dokumentierte Monitoring von Drückjagden wirkten dabei äußert vielversprechend. Auch darüber hinaus fanden wir weitere kreative Ideen, wie z.B. einen Wildfleischautomaten für den Straßenverkauf.

Zuletzt möchten wir uns bei allen Exkursionsführer:innen für ihre großzügige Gastfreundschaft und das Engagement bedanken, wodurch wir eine ausgenommen lehr- und erlebnisreiche Woche genießen konnten! Die gemeinsame Zeit im Wald, beim Grillen, auf Jagd, beim Baden oder nächtlichen Holunderblüten-Frittier-Aktionen wird uns noch lange in Erinnerung bleiben. Denn neben den fachlichen und praxisorientierten Exkursionen wird Gemeinschaft und Freundschaft in unserer Gruppe großgeschrieben. Vor allem aber möchten wir uns als ANW Hochschulgruppe bei unserer ANW Landesgruppe Sachsen bedanken, welche durch eine umfangreiche finanzielle Zuwendung nicht nur diese Pfingstexkursion unterstützt hat, sondern auch weitere anstehende Exkursionen fördert.    

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