Änderung der Förderrichtlinie Wald und Forstwirtschaft (FRL WuF/2020)

Am 30. August 2022 wurde die Förderrichtlinie Wald und Forstwirtschaft WuF/2020 geändert. Die wichtigsten Änderungen sind:

  • Die Festbeträge für die Waldumbauförderung und die Erstaufforstung wurden an höhere Kosten für Pflanzenmaterial, Saatgut und Zaunbau angepasst.
  • Im Sinne eines naturgemäßen Wirtschaftens wird die Pflege und Entwicklung von Naturverjüngung nun mit einer deutlich erhöhten Basisprämie gefördert.
  • Mit der Richtlinienänderung werden außerdem die Fördermöglichkeiten für Forstwirtschaftliche Zusammenschlüsse erweitert. Als neuer Fördergegenstand kommt die „Mitgliederinformation und -aktivierung“ hinzu. „Waldpflegeverträge“ sind nun auf Betriebe bis 100 Hektar ausweitbar und deren Förderfestbeträge wurden angehoben. Zudem wurde der Förderzeitraum für die „Professionalisierung“ (Aufwendungen für forstfachlich ausgebildetes Personal einschließlich Aufwand zur Erstellung eines Geschäftsplans) auf 5 Jahre erweitert.

Die aktualisierte Förderrichtlinie und Antragsunterlagen sowie weitere Informationen sind bald auf der Internetseite zur Forstförderung sowie direkt untenstehend zu finden.

Einladung 15. forstpolitisches Forum

Am 09.09.2021 lädt das Sächsische Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft (SMEKUL) zum 15. forstpolitischen Forum nach Stollberg ein. Neben einer Präsenzteilnahme können die Vorträge in einem Livestream verfolgt werden.

Das Thema der Veranstaltung „Wald in der Krise – Herausforderungen und Chancen für einen integrativen, naturgemäßen Waldumbau!“ und „Novellierung des Sächsischen Waldgesetzes“ lässt eine gehaltvolle Veranstaltung erwarten.

Die Anmeldung und weitere Informationen sind hier oder im Einladungsflyer zu finden.

Exkursion in den Forstbetrieb Riedel

Am 07. August 2021 konnten wir im Rahmen einer Exkursion in den Forstbetrieb eines unserer Mitglieder, den Forstbetrieb Riedel bei Oberlichtenau (nahe Pulsnitz), Einblicke in die aktuelle Situation im kleineren Privatwald bekommen.Die Familie Riedel empfing uns in drei Generationen bestehend aus Herrn Riedel Senior, welcher 2001 den Waldbesitz von der Treuhand erwerben konnte, Johannes Riedel als aktuellen operativen Betriebsleiter und mit weiser Voraussicht dessen Tochter.

Vor gezeichnetem Wald gab es eine kurze Einführung in den 34 ha großen Betrieb an den nord-westlichen Ausläufern des Lausitzer Berglandes. Mit einer Höhenlage zwischen 275-250 m ü.NN. befindet sich der Waldbesitz in einer ausgeprägten Nassschneelage, von welchem junge Kiefern- und Laubholzbestände bereits in Form von Schneedruck punktuell gezeichnet waren. Brauner Semigley sorgt für durchweg gut nährstoffversorgte Böden in mittelfrischer bis trockener Ausprägung. Vor allem letztere ist laut der Waldbesitzer flächig vermehrt anzutreffen – fielen in den letzten drei Jahren doch nur maximal 60 % des langjährigen mittleren Jahresniederschlags von 710 mm. Das Schadholzgeschen zeigt sich mit ca. 4600 Fm im besagten Zeitraum entpsrechend unbarmherzig – teilweise mit nicht einmal kostendeckender Rückung. Nahezu alle Fichten über ein Alter von 30 sind verschwunden, sodass der Anteil an Blößen, unbestockten Flächen und einjährigen Kulturen nun rund ein Viertel der gesamten Betriebsfläche einnimmt!

Doch im Forstbetrieb Riedel versucht und versuchte man sich schon immer breit aufzustellen und Risikovorsorge zu betreiben, wie am ersten Weißtannen-Zaun ersichtlich wurde. Denn scheinbar vergessen mischt die Tanne doch natürlicherweise mehr im Hügelland mit als vermutet, sodass die Riedels hier im Privatwaldauf einen Eichen-Tannen-Buchenwald (Melampyro-Abieti-Fagetum) als natürliche Waldvegetation verwiesen konnten. Zur Frage der Kulturpflege bei üppiger Spontanvegetation blieb im Gedächtnis:

„Wir dürfen nicht in alte Muster der Kulturpflege zurückverfallen. Die Tanne braucht Windruhe, Schatten und Feuchte – sie muss von Mischbaumarten kleinflächig eingepackt werden. Es reicht regelmäßig den Kopf freizuknicken und die Brombeere runterzuziehen.“

Stephan Schusser

Leider müssen jegliche Kulturen gegattert werden, da angepasste Wildbestände vor Ort nicht vorhanden sind, weil die Waldbesitzer nicht das notwendige Jagdausübungsrecht innehaben. 

An einem potentiell schneebruchgefährdetem Buchen-Voranbau konnten anschließend niedrigere Pflanzzahlen in Kombination mit Astung sowie zeitigere Pflegeeingriffe zur Ausformung stabilerer Wuchsformen erörtert werden. Wäre da nur genug Arbeitskapazität vorhanden…

Neben dem Schadgeschehen offenbarten sich die typischen Probleme im Kleinprivatwald am folgenden pflegerückständigen Bergahorn-Bestand, der bisher maximal durch Selbstwerber etwas bewirtschaftet wurde. Anfallende schwache Paletten-, Industrie- und Brennholzsortimente erschienen für bisherige Einsätze noch nicht lohnenswert. Es braucht unbedingt weiterer Regionalisierungsbestrebungen im Holzverkauf und Absatz, um kleine Abnahmemengen wertschöpfend verkaufen zu können, da die lokale FBG arbeitstechnisch schon überlastet ist. Intensivierte staatliche Privatwaldbetreuungsreviere kamen zur Sprache. Ebenso besteht dringender Bedarf an regionalen Dienstleistern mit Kleingeräten, wie Traktor und Rückeanhänger, und an einem deutlich kleinflächigerem Jagdausübungsrecht, um dem Waldbesitzer selbstständiges Handeln auf der Fläche zu ermöglichen. Es folgte ein weiterer pflegebedürftier Lärchen-Buchen-Bestand, welcher von ähnlichen Lösungsideen profitieren würde.

Anschließend konnte auf einer ehemaligen Kyrill-Fläche und dem ältesten Voranbau erneut die Stabilität und das Wuchspotential der Weißtanne im Hügelland als Eindruck mitgenommen werden, wobei auf beiden Flächen Eichen gleichwüchsig in Mischung mit aufwuchsen.

Ein differenziertes Vorgehen der Familie Riedel konnte ebenso auf den frischen Blößen beobachtet werden: Von Berg-Ahorn-Pflanzungen, über Hybrid-Lärchen-Versuche und (als wurzelnackte Pflanzen förderfähige) Pappel-Steckhölzer zur Vorwaldbegründung war vieles zu finden. Hier nehmen wir uns die Idee kostengünstiger Raketenstäben als Tonkinstab-Alternative mit nach Hause.

Wir danken der Familie Riedel für den vielseitigen Betriebseinblick, welcher die chronischen Herausforderungen aber auch Freiheiten und kreativen Ansätze im Kleinprivatwald beleuchtete, und wünschen weiterhin maximale Schaffenskraft im Betrieb. Wir freuen uns auch, dass andere Privatwaldbesitzer zur Exkursion gefunden haben und hoffen, dass auch diese bereichert in ihren Wald zurückgehen konnten.

30 Jahre ANW-Sachsen – 30+ Jahre Waldumbau in Gelenau

Die Geburtstagsexkursion zum 30-jährigen Jubiläum der ANW-Landesgruppe Sachsen führte in das Staatsforstrevier Gelenau im Forstbezirk Neudorf, welches seit über 30 Jahren im Zeichen des Waldumbaus bewirtschaftet wird. Am ersten Exkursionspunkt gaben Leiter Staatsforstbetrieb Johannes Riedel und Revierleiter Tobias Hamm mit Vorfreude zunächst eine waldbauliche Einführung in das 1500 ha große Gelenauer Revier, welches auf einer Höhenlage zwischen 420 bis 660 m ü.NN die mittleren feuchten Berglagen des Erzgebirges repräsentiert (Jahrestemperatur zwischen 6,5-7,7 °C; Niederschläge in der Vegetationszeit 420-460 mm). Gleichermaßen durchschnittlich zeigt sich die Bodenausstattung zwischen überwiegend speicherfrischen Braunerden und Humusstaugleyen mittlerer Nährstoffversorgung, welche jedoch umso mehr das Waldumbaupotential – weg von den bisher noch 80 % Fichte im Oberstand bei Vorräten um die 450 VFm/ha – unterstreicht.

Für die favorisierte Waldumbauart Weißtanne wurde am zweiten Exkursionspunkt ein 27-jähriger Herkunftsversuch begutachtet. Hier wurden sächsische mit vielfältigen anderen Provenienzen aus Südost verglichen. Besonders vor dem Hintergrund des aktuellen Waldschadgeschehens zeigten genetisch vielfältige Herkünft neben höheren Zuwächsen auch eine zurzeit bedeutsamere größere Robustheit gegenüber Schaderregern wie der Tannentrieblaus (Dreyfusia nordmanniana).

Auf die Weißtanne eingestimmt wurde nachfolgend die initiale Phase des Waldumbaus in einem 65-jährigen Fichtenbestand mit beigemischten Lärchen erörtert. Zeitlich gut getimte kleinflächige Voranbauten von Tanne und Buche, die Standortsunterschiede kompensieren, und Freistellungen der Mischbaumarten bei gleichzeitiger Überarbeitung der Feinerschließung boten wenig Rahmen für Zweifel beim Auditorium. Aufgrund der ersten Käferhiebe über den Voranbauten wurde deutlich, dass der zügiger Waldumbau mit bisher 200 ha in den letzten 26 Jahren (Tendenz steigend: 26 ha/Jahr 2019) das Revier Gelenau für eine ungewisse Zukunft gut vorbereitet.

Im Falle von Schadereignissen wurde an Station vier die schonende Kulturpflege mit einem Brombeerrechen praktisch demonstriert. Wesentliche Vorteile bestehen hier in

  • reduzierten Wiederaustrieben der Brombeere
  • einer anhaltenenden Bodenbeschattung
  • dem Fehlen von Lärm und Emissionen
  • höheren Geschwindigkeiten in der Pflege
  • weniger Verlusten in der Kultur
  • Erhalt des Mischbaumartenpotentials
  • u.v.m.

Mit aussagekräftigen Grafiken vorbereitet konnte an Exkursionspunkt fünf die Jagd als Schlüsselinstrument des Waldumbaus erfahren werden. Getreu dem Motto:

„Jagd beginnt im Kopf“

Tobias Hamm, Revierleiter in Gelenau

herrscht im Gelenauer Revier unter der Jägerschaft Wohlfühlatmosphäre durch gemeinschaftliche Pirschbezirke und Anpackaktionen, die sich in steigenden Streckenergebnissen zwischen 13-14 Rehen/100 ha und unverbissenen Tannen wiederspiegelt.

Nach einer kurzen Getränkepause konnte die fortgeschrittene Phase des Waldumbaus mit qualitativ hochwertigsten Rotbuchen-Voranbauten unter rund 100-jährigen Fichten bestaunt werden. So war auch der ehemalige Revierförster Uwe Ullrich vor Ort und konnte einen Einblick in die damaligen Umstände geben. Es folgte eine angeregte Diskussion über Entnahmedringlichkeit einzelnder Fichten in konkret diesem Bestand.

Es folgte ein Exkursionspunkt eines pflegebedürftigen Bergahorn-Gerten- bis Baumholz, welches die Wertholzoptionen im Revier offenbarte. Abgerundet wurde die bisher schon eindrucksvolle Exkursion mit einem spannenden weißtannelastigen Bestand, in welchem die erstrebenswerte biologische Automation unter anderem in Form von reichhaltiger Naturverjüngung bereits voll im Gange war.

Wir danken Johannes Riedel und Tobias Hamm für die anschauliche Exkursion, die wie so oft zeigt, wieviel durch genaues Beobachten und mutiges Handeln in wenigen Jahren verändert werden kann, und freuen uns auf mindestens weitere 30 Jahre Waldumbau in Gelenau.

Einladung zur Exkursion in den Wermsdorfer Wald – Revier Horstsee

Thema: Baumartenwandel im Wermsdorfer Wald – vom Nadelreinbestand zum Laubmischwald

Datum: 17. Juni 2017

Anmeldung: bis zum 12. Juni bei der Geschäftsstelle (riedel.annaberg[at]t-online.de, Tel.: +49 162 2697221)

Treffpunkt: 9 Uhr am Waldparkplatz zwischen Wermsdorf und Sachsendorf

Themen:

  • historische Entwicklung des Wermsdorfer Waldes
  • Umbau von Fichte in Laubholz
  • Eichenpflanzung
  • Wertholz
  • Chancen standortgerechter Naturverjüngung in Kiefernbeständen
  • Integration von Naturschutzzielen
  • Versuchsanbau fremdländischer Baumarten
  • Erntenutzung und potenzielle Eichenverjüngung

Ende: gegen ca. 16 Uhr