Exkursion in den Forstbetrieb Riedel

Am 07. August 2021 konnten wir im Rahmen einer Exkursion in den Forstbetrieb eines unserer Mitglieder, den Forstbetrieb Riedel bei Oberlichtenau (nahe Pulsnitz), Einblicke in die aktuelle Situation im kleineren Privatwald bekommen.Die Familie Riedel empfing uns in drei Generationen bestehend aus Herrn Riedel Senior, welcher 2001 den Waldbesitz von der Treuhand erwerben konnte, Johannes Riedel als aktuellen operativen Betriebsleiter und mit weiser Voraussicht dessen Tochter.

Vor gezeichnetem Wald gab es eine kurze Einführung in den 34 ha großen Betrieb an den nord-westlichen Ausläufern des Lausitzer Berglandes. Mit einer Höhenlage zwischen 275-250 m ü.NN. befindet sich der Waldbesitz in einer ausgeprägten Nassschneelage, von welchem junge Kiefern- und Laubholzbestände bereits in Form von Schneedruck punktuell gezeichnet waren. Brauner Semigley sorgt für durchweg gut nährstoffversorgte Böden in mittelfrischer bis trockener Ausprägung. Vor allem letztere ist laut der Waldbesitzer flächig vermehrt anzutreffen – fielen in den letzten drei Jahren doch nur maximal 60 % des langjährigen mittleren Jahresniederschlags von 710 mm. Das Schadholzgeschen zeigt sich mit ca. 4600 Fm im besagten Zeitraum entpsrechend unbarmherzig – teilweise mit nicht einmal kostendeckender Rückung. Nahezu alle Fichten über ein Alter von 30 sind verschwunden, sodass der Anteil an Blößen, unbestockten Flächen und einjährigen Kulturen nun rund ein Viertel der gesamten Betriebsfläche einnimmt!

Doch im Forstbetrieb Riedel versucht und versuchte man sich schon immer breit aufzustellen und Risikovorsorge zu betreiben, wie am ersten Weißtannen-Zaun ersichtlich wurde. Denn scheinbar vergessen mischt die Tanne doch natürlicherweise mehr im Hügelland mit als vermutet, sodass die Riedels hier im Privatwaldauf einen Eichen-Tannen-Buchenwald (Melampyro-Abieti-Fagetum) als natürliche Waldvegetation verwiesen konnten. Zur Frage der Kulturpflege bei üppiger Spontanvegetation blieb im Gedächtnis:

„Wir dürfen nicht in alte Muster der Kulturpflege zurückverfallen. Die Tanne braucht Windruhe, Schatten und Feuchte – sie muss von Mischbaumarten kleinflächig eingepackt werden. Es reicht regelmäßig den Kopf freizuknicken und die Brombeere runterzuziehen.“

Stephan Schusser

Leider müssen jegliche Kulturen gegattert werden, da angepasste Wildbestände vor Ort nicht vorhanden sind, weil die Waldbesitzer nicht das notwendige Jagdausübungsrecht innehaben. 

An einem potentiell schneebruchgefährdetem Buchen-Voranbau konnten anschließend niedrigere Pflanzzahlen in Kombination mit Astung sowie zeitigere Pflegeeingriffe zur Ausformung stabilerer Wuchsformen erörtert werden. Wäre da nur genug Arbeitskapazität vorhanden…

Neben dem Schadgeschehen offenbarten sich die typischen Probleme im Kleinprivatwald am folgenden pflegerückständigen Bergahorn-Bestand, der bisher maximal durch Selbstwerber etwas bewirtschaftet wurde. Anfallende schwache Paletten-, Industrie- und Brennholzsortimente erschienen für bisherige Einsätze noch nicht lohnenswert. Es braucht unbedingt weiterer Regionalisierungsbestrebungen im Holzverkauf und Absatz, um kleine Abnahmemengen wertschöpfend verkaufen zu können, da die lokale FBG arbeitstechnisch schon überlastet ist. Intensivierte staatliche Privatwaldbetreuungsreviere kamen zur Sprache. Ebenso besteht dringender Bedarf an regionalen Dienstleistern mit Kleingeräten, wie Traktor und Rückeanhänger, und an einem deutlich kleinflächigerem Jagdausübungsrecht, um dem Waldbesitzer selbstständiges Handeln auf der Fläche zu ermöglichen. Es folgte ein weiterer pflegebedürftier Lärchen-Buchen-Bestand, welcher von ähnlichen Lösungsideen profitieren würde.

Anschließend konnte auf einer ehemaligen Kyrill-Fläche und dem ältesten Voranbau erneut die Stabilität und das Wuchspotential der Weißtanne im Hügelland als Eindruck mitgenommen werden, wobei auf beiden Flächen Eichen gleichwüchsig in Mischung mit aufwuchsen.

Ein differenziertes Vorgehen der Familie Riedel konnte ebenso auf den frischen Blößen beobachtet werden: Von Berg-Ahorn-Pflanzungen, über Hybrid-Lärchen-Versuche und (als wurzelnackte Pflanzen förderfähige) Pappel-Steckhölzer zur Vorwaldbegründung war vieles zu finden. Hier nehmen wir uns die Idee kostengünstiger Raketenstäben als Tonkinstab-Alternative mit nach Hause.

Wir danken der Familie Riedel für den vielseitigen Betriebseinblick, welcher die chronischen Herausforderungen aber auch Freiheiten und kreativen Ansätze im Kleinprivatwald beleuchtete, und wünschen weiterhin maximale Schaffenskraft im Betrieb. Wir freuen uns auch, dass andere Privatwaldbesitzer zur Exkursion gefunden haben und hoffen, dass auch diese bereichert in ihren Wald zurückgehen konnten.

Eindrücke ANW Frühjahrsexkursion Bad Berka

Am 27. und 28. April 2018 fand die Frühjahresexkursion der ANW Landesgruppe Sachsen  im Thüringer Forstamt Bad Berka, Revier Reisberg statt.  Auftakt bildete ein strukturreicher Laubholz Dauerwald im Webicht bei Weimar, wo Wertentwicklung und Naturschutzleistungen diskutiert wurden. Wolfgang Grade von der Thüringer ANW Landesgruppe und örtlicher Revierleiter erwies sich als ausgezeichneter Exkursionsleiter. Der anschließende Rundgang durch Weimars Innenstadt mit sachkundiger Führung beeindruckte durch die kulturelle Vielfalt.

Am Folgetag sahen wir überzeugende Waldbilder mit nahezu flächigem Unterstand und Dauerwaldstrukturen. Baumartenvielfalt, kaum Wildschäden, seltene Baumarten (Eibe) und potentielle Wertholzbäume wo man hinschaute. Besonders hervorzuheben war der hohe Weißtannenanteil in unterschiedlichen Entwicklungsphasen. Neben dem Waldbau gehörte zum „ganzheitlichen Ansatz“ auch das „Waldpädagogische Stützpünktchen“, wo vor allem Kinder für den Wald begeistert werden.

Insgesamt eine hochwertige Veranstaltung, bei der auch der abendliche Gedankenaustausch dazu gehörte und die Gemeinschaft förderte.

– Stephan Schusser

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Einladung zur Informationsveranstaltung der ANW – Weißtannenoffensive am 25. Mai 2018

Zusammen mit der ANW Deutschland lädt die ANW Sachsen recht herzlich zur Informationsveranstaltung der ANW Weißtannenoffensive auf den Czorneboh ein. Die von der FNR geförderte „Weißtannenoffensive“ der ANW Deutschland möchte das Praxiswissen zur Weißtanne fördern und ihr waldbauliches Potential als stabile, heimische Baumart bekannt machen.

  • Thema: Perspektiven für die Weißtanne in Sachsen
  • Datum: 25. Mai 2018
  • Treffpunkt: 08:45 Uhr Berggasthof Czorneboh bei Bautzen
  • Leitung: Stephan Schusser

Ablaufplan:

  • 08:45 Uhr: Begrüßung
  • 09:00 Uhr: Dr. Dirk Roger Eisenhauer „Die Weißtanne – Eine Baumart im waldökologischen, waldbaulichen und jagdlichen Wandel in Sachsen“
  • 09:30 Uhr: Stephan Schusser „Etablierung der Weißtanne im Forstbezirk  Eibenstock – Ausgangslage / Motivation / Strategien“
  • 10:00-10:15 Uhr: Pause
  • 10:15 Uhr: Dr. Heino Wolf „Genetische Aspekte zur Wiedereinbringung der Weißtanne
  • 10:45 Uhr: AG Rohholzverbraucher e.V. „Möglichkeiten der Vermarktung und Verwendung von Weißtannenholz
  • 11:15 Uhr: Diskussion
  • 11:45 Uhr: Mittagessen
  • 12:30–16:30 Uhr: Exkursion im Stadtwald Bautzen mit Revierförster Rüdiger Reitz (Themen: Pflanzung, Saat, Naturverjüngung, Wertästung, Waldstrukturen, Jagd )

Anmeldung an: Geschäftsstelle (info@anw-sachsen.de) Tel.: 01723442973
Anmeldung bis: 10. Mai 2018

BMELFNR

(Gefördert durch die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. mit Mitteln des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft; Förderkennzeichen 22025915)