Spannend: Studie zu wählerischen Totholzpilzen

Eine spannende Studie von Purahong et al. (2018) konnte mittels molekular-genetischer Methoden erstmals die lokale und regionale Diversität von Totholzpilzen aufdecken und zeigen, dass auch diese Pilzgruppen bestimmte Baumarten als Nahrungsressource und Habitat bevorzugen. Totholzpilze sind demnach nicht, wie oft angenommen, als Generalisten einzustufen. Um also deren spezifischen Anforderungen nachzukommen, sollten auch die Baumarten, welche als Totholz im Wald verbleiben, diversifiziert werden.

Die Studie wurde wunderbar auf biodiversity-exploratories.de aufgearbeitet…
Viel Freude beim Lesen!
https://www.biodiversity-exploratories.de/de/praxis-wissen/wald-wissen/kurzgefasst/detail/waehlerische-totholzpilze-forschende-fanden-unerwartete-vorlieben-bei-der-baumartenwahl/

Unser Jahresplan 2024 ist online…

Der gut gefüllte Jahresplan für 2024 ist ab jetzt online unter Veranstaltungen verfügbar und wird auch noch als Mitgliederbrief versandt. Auch kann der Jahresplan gern heruntergeladen werden:

Unsere alljährliche Frühjahrsexkursion führt uns nach Ostsachen in den Zittauer Stadtwald. Im Mai folgt schon die nächste spannende Bundestagung im schönen Franken. Waldbaulichen Input aus Baden-Württemberg gibt es dann im August in den Wäldern der Blauwald GmbH. Im Herbst wollen wir dann gemeinsam 25 Jahre Dauerwaldumbau im Revier Hirschberg unseres Mitgliedes Thomas Baader feiern. Kommt gern zahlreich und bringt Freunde und Interessierte mit.

Exkursionsbericht zu den Gräflich Bernstorff´schen Betrieben

Die Mehrtagesexkursion im Herbst 2023 führte uns nach Niedersachsen in einen traditionsreichen Forstbetrieb. Fried Graf von Bernstorff, Eigentümer und Geschäftsführer begrüßte uns mit bewegenden Worten zur widerstandsgeprägten Region um den Salzstock Gorleben und die Atommüllendlagerdebatte und seiner Verantwortung in über 350 jähriger Familientradition land-, und forstwirtschaftlicher Betriebe. Die Exkursionführung übernahm in routinierter und interessant strukturierter Weise Förster Ulrich von Mirbach.

Wesentliche Teile des rund 6.000 ha großen Forstbetriebes entstanden durch Aufforstung devastierter Heideflächen Ende des 19. Jahrhunderts auf private Initiative der Familie. Seit etwa 60 Jahren wird durch Lichtstellung des Altholzschirmes die zweite Schicht gefördert. Die üppige Kiefernnaturverjüngung nach Verwundung der stark ausgeprägten Beerstrauchvegetation wird durch Pflanzung weiterer Nadelhölzer, insbesondere Douglasie, Europäische Lärche und Tannenarten ergänzt. Als klares Produktionsziel des Betriebes steht die Erzeugung wertvoller Nadelholzstämme im Vordergrund der forstlichen Eingriffe. So werden jährlich rund 2.000 fm Kiefernwertholz der Güteklassen A und B direkt an lang gepflegte Kunden vermarket. Die Sortierung und Aushaltung erfolgt nach Kundenwunsch und Bedarf. Auf diese Weise werden für das Kiefernwertholz kontinuierlich Erlöse von weit über 100,€/Festmeter erzielt. Auch die Douglasie zeigt eine feinastige Entwicklung bei beeindruckender Zuwachsleistung trotz Dürreperioden. Als Pflegemaßnahme in der zweiten Schicht werden gut veranlagte Bäume regelmäßig geastet. Weitere Schichten etablieren sich nicht im erwarteten Maß. Eine in weiten Teilen komplette Abwesenheit von Laubholz lässt Fragen zum Jagdmanagement aufkommen, wäre doch eine wesentliche Verbesserung des Bodens durch Laubstreu relevant für die nachhaltige Nutzung.

Das Laubholz fühlt sich in den Elbauen des Betriebes sehr wohl. Wir besichtigten am zweiten Tag Erstaufforstungen und Pflanzungen nach großflächigen Schäden in Eichen-Eschen-wäldern mit einem hohen Anteil an Edelläubhölzern. Kirsche, Elsbeere, Ahorn und Wildbirne zeigen eine Qualitäts- und Zuwachsleistung, die viel versprechend ist. Interessant für uns Förster waren auch die Erläuterungen des Landwirtschaftlichen Betriebsleiters Carl-Phillip Dicke-Wentrupp zu den aufwändigen Bemühungen für Humusaufbau und die Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit und Wasserhaltekapazität unter anderem durch den Einsatz von selbst hergestellter Terra preta – Pflanzenkohle. Verbindungen zur Landwirtschaft zu suchen, kann durchaus den Horizont erweitern. Fried von Bernstorff fand hierfür folgenden Denkanstoß: „Hätten wir uns in der Landwirtschaft vor 300 Jahren ähnliche Grenzen wie in der Forstwirtschaft heute vordnet, würden wir immernoch Steckrüben und Roggenbrei essen.“

Positionspapier der sächsischen Landnutzer- und Naturschutzverbände zur Umsetzung der Biodiversitätsstrategie 2030 in Sachsen

Zur Umsetzung der EU-Biodiversitätsstrategie sollen in Sachsen weitere Schutzgebietsflächen im Wesentlichen in bisherigen Landschaftsschutgebieten ausgewiesen werden. Eine diesbezügliche Information oder das Einbeziehen der betroffenen Landeigentümer und -nutzer erfolgte bislang nicht. Die ANW Landesgruppe Sachsen unterzeichnete daher gemeinsam mit mehreren sächsischen Flächeneigentümer- und Landnutzerverbänden das nachfolgende Positionspapier, um unter anderem die Möglichkeit der Beteiligung an der Vorauswahl und am Kriterienkatalog bei der Flächenauswahl zu erwirken. Die Ausführungen und Forderungen sind detailliert in der Stellungnahme zu finden.

Erfolgreiche Jagd als Grundlage von waldbaulichem Handeln – Sommerexkursion und Mitgliederversammlung im Revier Elterlein

Am 24.06.2023 führte die diesjährige Sommerexkursion die Mitglieder der Landesgruppe Sachsen in das Landeswaldrevier Elterlein im Forstbezirk Neudorf des Staatsbetriebes Sachsenforst. An insgesamt sechs Exkursionspunkten zeigten Herr Johannes Riedel (Abteilungsleiter Staatswald im Forstbezirk Neudorf) und Herr Bastian Giggel (Revierleiter) den Fortschritt, welchen die Umstellung des Jagdsystemes seit 2015 bewirkt hat.

Zu Beginn wurden die standörtlichen Voraussetzungen und naturalen Kennzahlen des Revieres vorgestellt sowie die Umstellung der Jagd im Forstbezirk erläutert. Dabei hob Herr Riedel insbesondere die Bedeutung von Gemeinschaftsansitzen hervor. Weiterhin wurde bekräftigt, wie wichtig es ist den Jagddruck kontinuierlich aufrecht zu erhalten. Nur dann ist planvolles waldbauliches Handeln möglich.

Die Erfolge von Herrn Riedel, Herrn Giggel und den Kollegen des Forstbezirkes konnten die Mitglieder der Landesgruppe direkt sehen. So präsentierten sich in Fichtenbeständen neben aufgegangenen Saaten der Weißtanne eine vielfältige Naturverjüngung aus Bergahorn, Spitzahorn, Rotbuche, Eberesche und verschiedenen Straucharten. Die Naturverjüngung der Fichte spielte meist nur eine untergeordnete Rolle. Dabei wurde über Zäune nur im Kontext des günstigen Abbauzeitpunktes diskutiert. Ausgiebig wurde auch immer wieder die Bedeutung der Laubbaumarten für die langfristige Entwicklung der Weißtanne diskutiert. So fördert die Anwesenheit von Laubbaumarten ein für Stamm- und Trieblausarten ungünstiges Mikroklima. Das Resultat konnte beim zweiten Exkursionspunkt betrachtet werden. In einer Dickung aus Weißtannen zeigten sich Stamm- und Triebläuse an einigen Exemplaren und führten stellenweise auch schon zum Absterben einzelner Individuen. Die Erfahrungen zeigen jedoch, dass die meisten Weißtannen die Phase der Gefährdung durch Stamm- und Triebläuse überstehen. Um diese Problematik langfristig zu reduzieren, sollen künftig Weißtannen nur noch kleinflächig gepflanzt bzw. der Abstand der Saatrillen deutlich vergrößert werden.

Vor der Mittagspause diskutierten die Teilnehmer der Exkursion noch ausgiebig das Problem der Dringlichkeit von Nachlichtungen über Voranbauten und Saaten im Vergleich zu Durchforstungen. Hintergrund der Diskussion ist die nachlassenden Nachfrage nach Rundholz in Verbindung mit einer sich abzeichnenden Abschwächung der Konjunktur – insbesondere der Baukonjunktur. Auch das Für und Wider der Beibehaltung von Hiebskomplexen in Situationen mit begrenztem Holzabsatz wurde dabei leidenschaftlich und auf hohem Niveau diskutiert.

Anschließend wurde die Mitgliederversammlung abgehalten, bei welcher der Vorstand der Landesgruppe den Rechenschaftsbericht ablegte. Stephan Schusser rekapitulierte als Vorsitzender die durchgeführten Exkursionen der vergangenen zwei Jahre sowie die Arbeit des Vorstandes auf Bundesebene und die politische Arbeit im Freistaat Sachsen – auch in Zusammenarbeit mit anderen forstlichen Verbänden. Weiterhin gab Tobias Hamm einen Überblick über die positive finanzielle Lage des Vereins und ein Vertreter der ANW-Hochschulgruppe aus Tharandt berichtete über die Aktivitäten der Hochschulgruppe.

Insgesamt eine sehr lehrreiche Exkursion, die wieder zeigt, wie viel Spielraum man bei der Waldbewirtschaftung erhält, wenn die Schalenwildbestände ein waldverträgliches Niveau haben. Der Erfolg des Forstbezirkes Neudorf kommt auch bei der örtlichen Bevölkerung an. Als ich einer Bekannten von der Exkursion erzählte, erwiderte diese: „Oh ja, das kenn ich seit 30 Jahren und man hat fast nie Verjüngung von Eberesche gesehen und jetzt kommt die einfach überall. Richtig schön!“ Diesem Lob können wir uns als ANW Landesgruppe Sachsen vollumfänglich anschließen.

Andreas Helwig, Dresden

kurzer Beitrag zum mangelnden Wasserrückhalt im Wald

Im Bayerischen Rundfunk ist kürzlich ein kleiner Beitrag zum mehr und mehr mangelnden Wasserrückhalt im Wald erschienen. Hierbei werden einige Hintergründe und Maßnahmen zum „Wasserspeicher Wald“ vorgestellt:

https://www.br.de/nachrichten/bayern/wenn-das-wasser-fehlt-mangelnder-wasserrueckhalt-im-wald,ThoBnsK

Einladung für Sommer- und Herbstexkursionen online

Anbei die Einladungen für unsere Sommerexkursion am 24.06.2023 in das Revier Elterlein unseres Mitgliedes Bastian Giggel sowie für die Herbstexkursion vom 01.-02.09.2023 in die Gräflich-Bernstorff’schen Wälder im Wendland. Alle wichtigen Daten sind jeweils darin zu finden. Wir freuen uns über euer zahlreiches Erscheinen!

Durchforsten, Pflegen und Jagen – die Frühjahresexkursion nach Reuthen

Am 22.04.2023 führte die diesjährige Frühjahrsexkursion die Mitglieder der ANW Landesgruppe Sachsen nach 15 Jahren erneut in den Forstbetrieb Reuthen der Freiherr von Rotenhan`schen Forstverwaltung. Unter der Führung Frank Hartigs von der Boscor Gruppe GmbH wurden die Ergebnisse von 20 Jahren naturgemäßer Waldbewirtschaftung besichtigt.

Es war beeindruckend zu sehen, dass sich ehemals einschichtige und überbestockte schwache Kiefernstangen- und Baumhölzer zu mehrschichtigen Beständen entwickelt hatten. In Folge konsequenter Hochdurchforstung, in einem Turnus von durchschnittlich 5 Jahren, zeigen die Kiefern im Oberstand gut entwickelte Kronen von bis zu einem Viertel der Baumlänge. Die Kiefernbestände haben einen Zuwachs von 6,8 Vfm/ha bei durchschnittlich 289 Stück pro Hektar, was die Forsteinrichtung aus dem Jahr 2021, per Stichprobeninventur, ausgewiesen hatte. Das sind für Kiefernbestände auf Z- und A- Standorten beachtliche Werte. Ein klares und zielorientiert umgesetztes Bejagungskonzept auf Schalenwild, ließ auf der gesamten Fläche Unterstände aus Kiefer, Eiche und Buche erwachsen. Seit dem Frühjahr 2002 wurden ca. 500.000 Stück Douglasie in die Bestände eingemischt. Die Baumart ist sehr wüchsig und beginnt in einigen Beständen bereits eine dritte Bestandesschicht zu bilden.

Der ehemalige Bundesvorsitzende Baron Sebastian von Rotenhan hat in Reuthen ein Vermächtnis hinterlassen. Das Entwickeln einer Vision zur Gestaltung von naturnahen und leistungsfähigen Wäldern. Die offensichtlich erfolgreiche Vermittlung seiner Vorstellung an die Mitarbeiter und die Weitergabe seiner Waldbegeisterung. Die konsequente Umsetzung der Ziele, haben innerhalb kurzer Zeit zu artenreichen und stabilen Waldbeständen geführt. Diese sind die Basis wirtschaftlich erfolgreicher Forstbetriebe, die stetig den nachhaltigen Rohstoff Holz für die Wirtschaft liefern können. Der Gesellschaft stellen sie Wasser und saubere Luft bereit. Diese Forstbetriebe schaffen durch ihre Art der naturgemäßen Waldbewirtschaftung vielfältige Lebensräume und Biotope.

Der nächsten Eigentümergeneration ist zu wünschen, dass sie den eingeschlagenen Weg weiter gehen kann und Rezepte zur naturgemäßen Entwicklung der heranwachsenden Kiefer-, Eichenbestände entwickelt. Eine wahrlich spannende und fachlich fordernde Aufgabe. Die ANW Landesgruppe Sachsen freut sich die Entwicklung weiter begleiten zu dürfen und dabei mit zu lernen.

Einen ganz herzlichen Dank sagen wir an Frank Hartig für den interessanten und schönen Exkursionstag!

Durchforsten, Pflegen und Jagen! Das ist die Basis zur Entwicklung standortsangepasster baumartenreicher und stabiler Mischwälder. Gerade jetzt da in Folge, der seit dem Jahr 2018 anhaltenden Dürre in Sachsen großflächig der Wald vernichtet ist, ist dies ein erfolgversprechender Weg, um die Vegetationsform Wald wieder entstehen zu lassen. Wir brauchen sie zur Stabilisierung des Regionalklimas, der Wasserneubildung und zum Bodenschutz. Auch unsere Kinder und Enkel werden den vor Ort nachwachsenden Rohstoff Holz benötigen! Vergessen wir nicht, dass insbesondere in der Waldwirtschaft der Generationenvertrag gilt!

Johannes Riedel, Annaberg – Buchholz